Vorher hatte sich schon der an der Umsetzung des Rossow-Gartens beteiligte Planer, Herr Peter Kluska, geäußert. Stellungnahme von Peter Kluska
Initiative zum Erhalt des
Ensembles des Heinrich-Plett-Hauses von Ernst May in Berlin-Kreuzberg
Sehr geehrte Frau Herrmann,
sehr geehrter Herr Schmidt,
sehr geehrte
Bezirksverordnete,
mit großer Sorge stellen wir
fest, dass das einzigartige Ensemble des Heinrich-Plett-Hauses in der
Blücherstraße in Berlin-Kreuzberg in Gefahr ist, irreparablen Schaden zu
nehmen. Das Ensemble aus den Jahren 1963-1966 ist ein Spätwerk des weltweit
bekannten Architekten und Stadtplaners Ernst May (1886-1970) und des Landschaftsarchitekten
Walter Rossow (1910-1992). Das Altenwohnheim wurde dem Land Berlin vom
Wohnungsbaukonzern Neue Heimat aus Anlass der Fertigstellung der 200.000sten
Wohnung zum Geschenk gemacht. Keine Geringeren als Bundespräsident und
Regierender Bürgermeister machten dem Bau seinerzeit ihre Aufwartung und
schenkten ihm Aufmerksamkeit. Es handelt sich sowohl in architekturgeschichtlicher,
als auch in landschaftsarchitektonischer und gesellschaftsgeschichtlicher
Hinsicht um ein denkwürdiges Bauwerk.
Leider hat es das Land Berlin
beim Verkauf der Liegenschaft vor einigen Jahren versäumt, die Bedeutung des
Ensembles aus Altenwohnheim und benachbartem Pflegeheim in angemessener Weise
zu würdigen und konkrete Auflagen zum Umgang mit den Gebäuden und den
umgebenden Freiflächen zu machen.
Dabei handelt es sich doch um
ein herausragendes Zeugnis der Architektur der Nachkriegsmoderne, deren
Bedeutung erst in den letzten Jahren ins Bewusstsein breiter Bevölkerungschichten
dringt.
Die innige Verschränkung von
Innen- und Außenraum und die in den Bauten deutlich zum Ausdruck kommende Idee
der „Stadtlandschaft“, mit der seinerzeit der Gegensatz zwischen kompakter
Stadt und Freiraum aufgelöst werden sollte, wurden in diesem Ensemble
mustergültig ausgedrückt.
Glücklicherweise haben Bürger
und Bürgerinnen aus der näheren Umgebung den Wert des Ensembles erkannt, nicht
nur für das umgebende Quartier, für das natürlich der Verlust von Grünflächen
mit wertvollem altem Baumbestand negative Auswirkungen hätte. Sie haben auch
die kulturgeschichtliche Dimension erfasst und erkannt, dass mit einem
unbedachten Eingriff in die bestehende Struktur eine besondere Qualität
verloren gehen würde. Bisherige durchgeführte Beteiligungsverfahren und
Informationsveranstaltungen haben es offensichtlich nicht vermocht, bei den
Anwohnern und Anwohnerinnen den Eindruck zu vermeiden, dass übereilt Fakten
geschaffen werden sollen.
Wir begrüßen das Engagement
der Bürger und Bürgerinnen für dieses Stück Architekturgeschichte ausdrücklich
und plädieren nachdrücklich für ein Vermittlungsverfahren zwischen den
Interessen der Eigentümer, des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und seiner
Bürger und Bürgerinnen, sowie für ein qualitätssicherndes Verfahren für
Städtebau, Architektur und Freiraum. Gerne stehen wir Ihnen dabei beratend zur
Seite. Es gilt eine Blamage für den Bezirk und das Land Berlin und einen
ungelösten Konflikt mit
ungewissem Ausgang abzuwenden. Dem gegenüber steht die Chance auf einen
innovativen und kreativen Umgang mit einem besonderen Ensemble, das zu einem
wahren Schmuckstück für den Bezirk werden kann, und das weit über
Friedrichshain-Kreuzberg hinaus Wirkungskraft entfalten kann.
Dr. Eckhard Herrel, Vorsitzender der
Ernst-May-Gesellschaft
Thomas Flierl, Berliner Kultursenator a.D.,
Wiss. Beirat der Ernst-May-Gesellschaft
Dr.-Ing. Florian Seidel, Architekt
Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert, Technische
Universität Berlin, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik
Prof. i. R. Dr. Adrian von Buttlar, Wiss.
Beirat der Wüstenrot Stiftung /Denkmalprogramm
Prof. Dr. phil. Karin Wilhelm, Universität
Braunschweig
Prof. Dr. Wolfgang Tegethoff, Zentralinstitut
für Kunstgeschichte, München
Dr. Rudolf Fischer, Ko-Leiter des Kunstarchivs
der Avantgarden, Dresden
Andreas Becher, Dipl.-Ing. Architekt,
Vorsitzender BDA Berlin
Christine Edmaier, Dipl-Ing. Architektin,
Präsidentin Architektenkammer Berlin
Foto: Dagmar Ruth
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