In der letzten BVV-Sitzung ist der Missbilligungsantrag gegen den Baustadtrat Florian Schmidt ohne Diskussion abgelehnt worden.
Dies hat zu Diskussionen bei Twitter und in der Presse geführt.
Wir haben die Stellungnahme der Fraktion der Linken bereits auf dem Blog veröffentlicht. Außerdem liegt noch eine Stellungnahme der FDP-Fraktion vor, die ebenfalls hier veröffentlicht wird.
Die SPD Fraktion hat unsere Arbeit für eine bessere städtebauliche Lösung für das Bauprojekt
Blücherstr. immer aktiv unterstützt und erklärt auch hier die weitere Unterstützung.
Dazu wurde hier auch eine Stellungnahme der Bundestagskandidatin Frau Cansel Kizeltepe veröffentlicht, die die Politik des Bezirks hart kritisiert.
In dem folgenden Schreiben wird der Missbilligungsantrag nicht als der richtige Weg beschrieben, sondern das Bemühen, eine eine konstruktive Lösung zu finden und nicht produktive Konfrontationen zu vermeiden.
Weitere Diskussionsbeiträge sind erwünscht. Auch würden wir gerne wissen, wie Herr Schmidt und die Grünen sich das weitere Vorgehen vorstellen.
"Liebe
Mitglieder der Initiative Kiezerhalt,
manchmal
unterschätzt man den Verlauf einer Debatte oder in diesem Fall das Ausbleiben
eben dieser. Ich möchte mich zunächst bei Ihnen entschuldigen, denn ich und
meine Fraktion haben es bis jetzt versäumt, unser Verhalten in der letzten
Woche zum Missbilligungsantrag gegen Florian Schmidt ausreichend zu erklären.
Die
SPD-Fraktion steht auch weiterhin im Bezug auf das Bauvorhaben
Schleiermacher/Blücherstraße an Ihrer Seite. Wir haben unsere Position
diesbezüglich auch im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Wohnen in den
vergangenen Monaten immer sehr deutlich gemacht. Daran hat sich nichts geändert.
Wir
haben in den Tagen vor der BVV am 20. September sehr intensiv diskutiert, wie
wir mit dem Missbilligungsantrag von CDU und FDP umgehen wollen. Am Ende dieser
Diskussion sind wir aber zu dem Ergebnis gekommen, diesem Antrag nicht
zustimmen zu können. Es gab mehrere Fakten, die wir gegeneinander abgewogen
haben und die dann zu unserem Abstimmungsverhalten geführt haben. Diese möchte
ich Ihnen im Folgenden genauer darstellen.
Der
Antrag der Fraktion der CDU und der Gruppe der FDP wurde mit einem Ziel
eingebracht: Kurz vor der Bundestagswahl am 24. September wollten ein Kandidat
für den Bundestag und zwei Parteien diese Thematik zur Selbstprofilierung
nutzen. Bei aller kritischen Distanz zum Stadtrat Schmidt, nutzt solch ein
Wahlkampfmanöver der sachlichen Debatte in keiner Weise. Wir sind an einer
Lösung der Situation interessiert und werden dafür auch weiterhin mit Anträgen,
kritischen Fragen und Forderungen in der BVV dieses Bauvorhaben begleiten.
Des
Weiteren hat die SPD Friedrichshain-Kreuzberg in den letzten Jahren intensiv
daran mitgewirkt, dass es zu einer veränderten Wohnungspolitik in Berlin kommt.
Wir haben bereits in der letzten Wahlperiode der BVV vehement darauf gedrungen,
dass in Milieuschutzgebieten die Möglichkeit des Vorkaufsrechts genutzt wird.
Dieses ist heute ein gemeinsames Projekt der rot-rot-grünen Regierung auf
Landesebene und auch Teil der Kooperationsvereinbarung, eben dieser drei
Parteien, in unserem Bezirk.
Diese
Ausrichtung der Wohnungspolitik ist nicht im Sinne von CDU und FDP und somit
richtet sich der Missbilligungsantrag explizit auch gegen diese neue
Ausrichtung. Selbst wenn die Ausübung des Vorkaufsrechts maßgeblich durch die
Senatsverwaltung für Finanzen und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
vorangetrieben wird, steht aktuell Florian Schmidt im medialen Fokus und der
Antrag sollte so seine Position schwächen.
Der
dritte Punkt: Wir wollen offene und kritische Debatten führen und den
Baustadtrat - wo wir nicht mit ihm einer Meinung sind - zum Einlenken drängen.
Uns ist aber auch wichtig, dass eine konstruktive Zusammenarbeit der
verschiedenen Bezirksamtsmitglieder möglich bleibt. Das betrifft auch den
Stadtrat der SPD. Mit der Verantwortung für den Fachbereich Schule und Sport
sind wir für eines der wichtigsten Vorhaben in dieser Wahlperiode
verantwortlich. Mit den Vorhaben, den Sanierungsstau an Schulen aufzulösen und
zusätzlich neue Schulstandorte zu bauen bzw. bestehende auszubauen, stehen wir
nicht nur in unserem Bezirk vor einer Mammutaufgabe. Dabei ist unser Stadtrat
auch auf die Kooperation des Planungsamtes im Aufgabenbereich von Florian
Schmidt angewiesen. Es war daher für uns keine Option diese Kooperation durch
dieses simple Wahlkampfmanöver zu riskieren.
Diese
drei Punkte sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch wir mit der Arbeit
von Florian Schmidt zuweilen unzufrieden sind. Es gibt viele Kritikpunkte, die
wir zum jetzigen Zeitpunkt aber im Rahmen der Kooperationsvereinbarung
gemeinsam mit Grünen und Die Linke versuchen zu klären. Diesen Weg haben wir
gemeinsam nach der Wahl im Herbst 2016 vereinbart.
All
diese Gründe haben dazu geführt, dass wir dem Antrag der CDU und der FDP nicht
zustimmen konnten und uns auch nicht an der Debatte im Rahmen des Wahlkampfes
von CDU und FDP beteiligt haben. Leider haben wir es an dieser Stelle versäumt,
unsere Beweggründe so deutlich zu kommunizieren, wie es nötig gewesen wäre.
Wir
werden die Arbeit des Stadtrats weiterhin kritisch begleiten und hart an
unseren, aber auch den im Rahmen von BürgerInnen-Anträgen beschlossenen Positionen
festhalten. Dabei sind uns die Sachverhalte in jedem einzelnen Fall wichtig und
wir werden die Arbeit der Verwaltung weiterhin intensiv kontrollieren. Das ist
die Aufgabe der Bezirksverordneten.
Um
ein konkretes Beispiel zu nennen: Mit einer Anfrage zwingen wir Florian Schmidt
öffentlich Stellung zu beziehen, warum er den BVV-Beschluss und den
Einwohner*innen-Antrag zur Blücherstraße bisher nicht umgesetzt hat.
(DS/0470/V) Unseren Unmut hierüber haben wir auch im Stadtplanungsausschuss
deutlich zum Ausdruck gebracht.
Unser
Ziel ist es den Bezirk für seine Bewohnerinnen und Bewohner so attraktiv wie
möglich zu gestalten. Wir sind daher immer an einem offenen Austausch
interessiert und freuen uns, wenn wir auch weiterhin von Ihnen als
Gesprächspartner wahrgenommen werden.
Mit
freundlichen Grüßen
Sebastian Forck
Sebastian Forck
Sebastian Forck
Fraktionsvorsitzender
Fraktionsvorsitzender
SPD-Fraktion in der
BVV Friedrichshain-Kreuzberg
Yorckstraße 4-11, 10965 Berlin
Tel.: 0160 901 838 57
Fax: 030 90298 2340
E-Mail: sebastianforck.spd@gmail.com"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen