Ein Beitrag von Frau Katrin Lompscher zum Thema Wohnungsbau und Bürgerbeteiligung, der auf eine neue Politik hoffen lässt.
Den Beitrag haben wir auf Ihrer Webseite gefunden.
"Berlin
wächst, schneller als prognostiziert. Die Mieten steigen, stärker als anderswo.
Die Einkommen hinken hinterher. Die Wohnungsfrage ist politisches Top-Thema.
Welche Antworten sind richtig?
Tempelhofer
Feld, Mauerpark, Oeynhausen, Freudenberg-Areal, Lichterfelde Süd, Elisabethaue,
Michelangelostraße, Karl-Marx-Allee – die Aufzählung umstrittener Berliner Orte
ließe sich mühelos verlängern. Sie macht deutlich, dass Wohnungsneubau in der
Stadt auf Interessengegensätze und Widerstand trifft. Dabei geht es vielfach
nicht um das Bauen an sich. Der Neubaubedarf wird breit anerkannt. Nachbarn
und Engagierte wehren sich aber gegen die Zerstörung von Grünflächen, gegen
Investorenprojekte mit horrenden Mieten oder Preisen, gegen zu hohe
Baudichten, gegen den Verlust von Parkplätzen und Sonne,
gegen fehlende Infrastruktur.
In
diesen Argumenten liegt der Schlüssel für eine kooperative Stadtentwicklung und
einen Wohnungsbau, den die Stadt braucht und verträgt. Zugleich darf der Schutz
des preiswerten Wohnungsbestandes nicht aus dem Blick geraten, wenn Berlin die
soziale Balance nicht verlieren soll.
Wohnungsneubau
muss stadtverträglich, wirtschaftlich und sozial sein, anders gewinnt er nicht
die nötige Akzeptanz. An Nachverdichtung führt kein Weg vorbei, aber diese darf
nicht auf geschützten Grünflächen und städtebaulich isoliert erfolgen. Die
intensivere Überbauung oder die Umnutzung von Bau- und Brachflächen müssen
sorgfältig geplant werden, auch mit einem längeren Zeithorizont. Und sie muss
mit der Nachbarschaft frühzeitig diskutiert werden, um Unterstützung zu gewinnen
und Anregungen für Wohnumfeldverbesserungen zu integrieren. Den unbestreitbaren
Nachteilen müssen Vorteile gegenüberstehen.
Entscheidend
für die Akzeptanz des Wohnungsneubaus ist neben einem städtebaulich
überzeugenden Konzept dessen soziale Ausrichtung. Der jüngste Beschluss des
Senates einer Sozialwohnungsquote von mindestens 25 Prozent bei Neubauvorhaben
Privater, für die ein Bebauungsplan erforderlich ist, greift zu kurz. Zum
einen benötigt nur ein kleiner Teil der aktuellen Wohnungsbauprojekte
Planungsrecht. Bei allen anderen besteht also weiterhin die Möglichkeit zur
maximalen Rendite. Zum anderen haben fast 60 Prozent der Berliner/innen mit
ihrem geringen Einkommen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Die Quote
muss also hoch.
Deshalb
wird mehr kommunaler Wohnungsbau gebraucht. Das bisher größte städtische
Projekt - die Treskow-Höfe in Karlshorst - ist städtebaulich gelungen, und war
übrigens zu keinem Zeitpunkt in der Nachbarschaft umstritten. Aber weil es ohne
Förderung errichtet worden ist, sind die Mieten hoch. Kommunaler und
geförderter Wohnungsbau in großem Umfang, in guter Qualität, mit der
notwendigen Infrastruktur und breit über die Stadt verteilt – das ist die aktuelle
Herausforderung. Dafür sind nicht nur mehr Grundstücke und Planungsvorlauf
nötig, dafür muss auch mehr öffentliches Geld bereitgestellt werden. Damit
Berlin eine soziale Metropole wird!"
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