Im Tagesspiegel 03. 09. 2016 wurde ein lesenswerter Artikel über die Folgen des Klimawandels in Berlin veröffentlicht:
Großwetterklage - Klimawandel in Berlin
Einige Zitate:
Ein Forschungsbericht »Stadtklima und Hitzestress« nennt die schon heute spürbaren Folgen alarmierend:
"Jedes Jahr, heißt es darin, sterben im Schnitt 1600 Berlinerinnen und Berliner vorzeitig an Hitzefolgen...
Was die Stadtentwicklung angeht, empfiehlt der Senatsplan die Sicherung
von Grünflächen. Berlin stehe in dieser Hinsicht noch relativ gut da,
sagt Jörn Welsch von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und
Umwelt: »Durch die Kriegsschäden und die Architektur der
Wiederaufbauphase gibt es immer noch unbebaute Grundstücke und gut
durchgrünte Baugebiete in Berlin, auch im Stadtzentrum.
Diesen Wert auch
in Zeiten der wachsenden Stadt zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe,
heute und in Zukunft.«...
Zur Zeit aber ist der Druck groß, die Berliner Bebauung zu verdichten,
um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Bürgerinitiativen und
Naturschutzverbände warnen bereits davor. Sie fordern in einem
Positionspapier, grüne Freiflächen dauerhaft zu sichern und von Bebauung
frei zu halten. Zwar besteht Berlin derzeit zu mehr als 40 Prozent aus
Grünflächen. Doch die größten davon liegen weit draußen – im Grunewald,
im Tegeler Forst oder rund um den Müggelsee. Nicht alle sind zudem in
Sachen Klima von gleicher Qualität...
Besonders wichtig sind Entsiegelung und kühlende Grünflächen dort, wo
die Bebauung dicht ist und die Bewohner aufgrund finanzieller Nachteile
der Hitze schlechter entfliehen können als wohlhabendere Städter – sei
es in den Kleingarten, in den Urlaub oder auch nur zu einem Ausflug ins
Umland. Als solche Kieze gelten etwa die Emdener Straße in Moabit sowie
die Reinickendorfer, die Soldiner Straße und der Sparrplatz in Wedding...
Schon 2011 hatte die Senatsverwaltung einen ähnlichen Plan vorgelegt,
der den klimagerechten Stadtumbau insgesamt im Auge hat. Das sei schon
etwas Besonderes, sagt Abteilungsleiterin Heike Stock: »Berlin ist immer
noch die einzige Kommune, die so einen Plan in die Bauplanung
eingearbeitet hat. Darum beneiden uns andere Städte.« Wenn die Bezirke
einen Bebauungsplan aufstellen, müssen sie den Klimaplan in die Abwägung
einbeziehen. »Damit verankert sich das Thema zunehmend«, glaubt Stock...
»In Berlin gibt es zahlreiche wunderbare Planwerke, aber wir haben ein
Umsetzungsproblem«, sagt Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar, Leiter des
Umweltamts in Charlottenburg-Wilmersdorf, der trotz seines Adelstitels
kein Mann der vornehmen Zurückhaltung ist. »Seit der Neufassung der
Bauordnung vor zehn Jahren sind an der Erteilung von Baugenehmigungen
fast nur noch das Bauaufsichts- und das Stadtplanungsamt beteiligt«,
kritisiert Lynar. Dabei seien eigentlich die Umwelt- und
Naturschutzämter diejenigen, die mit ihrem Know-how die Anpassung an den
Klimawandel mitdenken könnten. Dafür gebe es derzeit aber nur ein
einziges brauchbares Werkzeug: den sogenannten Biotopflächenfaktor. Der
schreibt vor, dass bei Neubauten 60 Prozent des Gesamtgrundstücks von
unversiegelten Flächen oder Gründächern belegt sein müssen."
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