Sonntag, 4. September 2016

Großwetterklage - Klimawandel in Berlin - Ein Artikel zur Glaubwürdigkeit der Politik

Im Tagesspiegel 03. 09. 2016 wurde ein lesenswerter Artikel über die Folgen des Klimawandels in Berlin veröffentlicht:

Großwetterklage - Klimawandel in Berlin


Einige Zitate:
Ein Forschungsbericht  »Stadtklima und Hitzestress« nennt die schon heute spürbaren Folgen alarmierend:
"Jedes Jahr, heißt es darin, sterben im Schnitt 1600 Berlinerinnen und Berliner vorzeitig an Hitzefolgen...
Was die Stadtentwicklung angeht, empfiehlt der Senatsplan die Sicherung von Grünflächen. Berlin stehe in dieser Hinsicht noch relativ gut da, sagt Jörn Welsch von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: »Durch die Kriegsschäden und die Architektur der Wiederaufbauphase gibt es immer noch unbebaute Grundstücke und gut durchgrünte Baugebiete in Berlin, auch im Stadtzentrum.
 Diesen Wert auch in Zeiten der wachsenden Stadt zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe, heute und in Zukunft.«...

Zur Zeit aber ist der Druck groß, die Berliner Bebauung zu verdichten, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände warnen bereits davor. Sie fordern in einem Positionspapier, grüne Freiflächen dauerhaft zu sichern und von Bebauung frei zu halten. Zwar besteht Berlin derzeit zu mehr als 40 Prozent aus Grünflächen. Doch die größten davon liegen weit draußen – im Grunewald, im Tegeler Forst oder rund um den Müggelsee. Nicht alle sind zudem in Sachen Klima von gleicher Qualität...


Besonders wichtig sind Entsiegelung und kühlende Grünflächen dort, wo die Bebauung dicht ist und die Bewohner aufgrund finanzieller Nachteile der Hitze schlechter entfliehen können als wohlhabendere Städter – sei es in den Kleingarten, in den Urlaub oder auch nur zu einem Ausflug ins Umland. Als solche Kieze gelten etwa die Emdener Straße in Moabit sowie die Reinickendorfer, die Soldiner Straße und der Sparrplatz in Wedding...

Schon 2011 hatte die Senatsverwaltung einen ähnlichen Plan vorgelegt, der den klimagerechten Stadtumbau insgesamt im Auge hat. Das sei schon etwas Besonderes, sagt Abteilungsleiterin Heike Stock: »Berlin ist immer noch die einzige Kommune, die so einen Plan in die Bauplanung eingearbeitet hat. Darum beneiden uns andere Städte.« Wenn die Bezirke einen Bebauungsplan aufstellen, müssen sie den Klimaplan in die Abwägung einbeziehen. »Damit verankert sich das Thema zunehmend«, glaubt Stock...

»In Berlin gibt es zahlreiche wunderbare Planwerke, aber wir haben ein Umsetzungsproblem«, sagt Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar, Leiter des Umweltamts in Charlottenburg-Wilmersdorf, der trotz seines Adelstitels kein Mann der vornehmen Zurückhaltung ist. »Seit der Neufassung der Bauordnung vor zehn Jahren sind an der Erteilung von Baugenehmigungen fast nur noch das Bauaufsichts- und das Stadtplanungsamt beteiligt«, kritisiert Lynar. Dabei seien eigentlich die Umwelt- und Naturschutzämter diejenigen, die mit ihrem Know-how die Anpassung an den Klimawandel mitdenken könnten. Dafür gebe es derzeit aber nur ein einziges brauchbares Werkzeug: den sogenannten Biotopflächenfaktor. Der schreibt vor, dass bei Neubauten 60 Prozent des Gesamtgrundstücks von unversiegelten Flächen oder Gründächern belegt sein müssen."

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